Einführung in die Agiliät
Was ist eigentlich Agilität?
In meiner Rolle als Berater und Trainer erfahre ich immer wieder eine gewisse Skepsis gegenüber agilen Methoden. Hierbei wird oft deutlich, dass das Konzept von Agilität nicht klar verstanden wurde. Viele meiner Gesprächspartner glauben, dass agiles Arbeiten im Chaos mündet und jeder tun und machen kann was er will. Dies ist jedoch ein Missverständnis. Ich definiere Agilität wie folgt:
- Agilität beschreibt die Fähigkeit sich kurzfristig und effektiv auf eine veränderte Umgebung anzupassen.
- Agilität ermöglicht ein flexibles, schnelles und beteiligungsorientiertes Arbeiten.
- Agilität setzt auf die Stärken seiner Teammitglieder.
Mein Youtube-Video: Einführung in die Agilität – Definition und Ziele von agilem Management
Abgrenzung agile Führung von klassischem Management
Neben der Definition und den Zielen des agilen Managements ist es wichtig zu verstehen, wie in der Agilität geführt wird. Mit der unten liegenden Matrix will ich dies verdeutlichen. Anhand des Grades der Orientierung (Ziele, Rollen, Regeln) und der Autonomie (Freiheitsgrade in der Organisation und Verantwortung) unterscheide ich folgende vier Führungsansätze:
- Anweisung & Ordnung (law & order): Es wird mit klaren Zielen, Rollen und Regeln geführt. Mitarbeiter können nicht mitentscheiden, wie sie sich organisieren und wie sie ihre Ziele erreichen können. Mitarbeiter haben somit keinen Entfaltungs- und Entscheidungsspielraum.
- Mikromanagement: Die Organisation arbeitet ohne transparente Ziele, Rollen und Spielregeln. Die Führungskräfte überwachen und entscheiden jeden Arbeitsschritt.
- Chaos: Das Unternehmen gibt ihren Mitarbeitern keine Orientierung, dafür aber alle Freiheiten sich zu entfalten und folglich viel Eigenverantwortung. Alle Mitarbeiter arbeiten in verschiedene Richtungen und nach besten Wissen und Gewissen. Unwissende verwechseln diesen Führungsstil oft mit dem Konzept der agilen Führung.
- Agilität: Agil Führen gibt den Mitarbeitern über einen klaren Rahmen aus Zielen, Rollen und Prinzipien Orientierung. Innerhalb dieses Rahmens arbeiten die Mitarbeiter selbstorganisiert und eigenverantwortlich.
Innerhalb der agilen Führung gibt es zahlreiche agile Methoden, von denen SCRUM, KANBAN und OKR die mit Abstand (ca. 90% aller agilen Teams) am häufigsten genutzten Tools sind. Agile Methoden kommen ursprünglich aus der Technologiebranche und werden dort perfektionistisch betrieben. Wer ein Fachbuch zu einer dieser Methoden liest, bekommt jedoch schnell seine Grenzen aufgezeigt. Die Methoden scheinen komplex, mit sehr vielen Bestandteilen und IT-spezifischen Einsatzgebieten.
Glücklicherweise kommt es bei den wichtigsten Methoden nicht auf die Masse der Tools an. Nur wenige Instrumente ermöglichen uns eine erfolgreiche agile Führung:
- SCRUM
- Zielbilder
- Rollenteilung: Product bzw. Process Owner, Scrum Master bzw. Moderator, Team
- Sprint-Zyklus: Planung, Umsetzung, Überprüfung, Anpassung
- Feedback-Zyklen: Review, Retrospektive
- KANBAN
- OKR
- Zielbilder
- OKR-Zielsystem
- OKR-Gespräche: Review, Retro
Klassisches Management vs. agiles Management
Zuletzt möchte ich noch die klassischen und agilen Managementmethoden mit einander vergleichen. Hierzu nutze ich das magische Dreieck des (Projekt-)Managements. Im Zentrum dieses Dreiecks steht die Qualität (=Zielerfüllung) aus Kundensicht. Die Qualität ist abhängig von drei Faktoren:
- Leistung: Welche Anforderungen wurden umgesetzt?
- Kosten: Liegen wir innerhalb des Budgets?
- Zeit: Sind wir fristgemäß fertig?
Das klassische Management fokussiert sich auf die Faktoren Leistung und Kosten. Hierbei sollen stets alle geplanten Anforderungen umgesetzt werden und das innerhalb des vereinbarten Budgets. Bei der fristgemäßen Erfüllung ist das klassische Management flexibel. Das ist auch der Grund, warum sich so viele Projekte verzögern und das teilweise sehr stark.
Im Gegensatz zum klassischen setzt das agile Management seine Schwerpunkte auf die Kosten und Zeit. Wichtig ist die frist- und budgetgemäße Erfüllung von Projekten und Aufgaben. Die Flexibilität besteht in der Leistung. Hierbei spielt die Priorisierung der Anforderung durch den Kunden eine entscheidende Rolle. Was sind Pflicht- und was sind optionale Anforderungen? Die Anforderungen werden anschließend nach Priorität abgearbeitet. Somit ist sichergestellt, dass das Wichtigste stets zum Ende umgesetzt ist und nur optionalen Anforderungen bei Budget- oder Zeitübertretung nicht oder nur teilweise realisiert werden.